Wie der Titel schon sagt haben meine Tochter und ich ein Wutkissen gestaltet. Warum und Wieso, und vor allem was das Wutkissen für ein Zweck hat, möchte ich Euch gerne erklären. Aber dafür muss ich ein bisschen ausholen.
Meine Tochter, ihr wisst ja sie ist 4 und ein paar Kekse alt, hat seit neuesten heftige Wutanfälle. So schlimm, das sie nicht mehr daraus findet und mich schlägt. Und ja ich gebe zu, diese Situation macht mich manchmal regelrecht hilflos und starr. Denn so kenne ich sie nicht. Es ist eine schlimme Situation für mich. Sie hat Regeln und Grenzen, nicht das wir uns da falsch verstehen. Und die werden auch umgesetzt. Aber in diesem einem Punkt, wo sie anfing mich zu schlagen, war ich hilflos und konnte gar nicht mit der Situation umgehen. Es war ein Wechselbad für mich. Und ja, ich muss gestehen, die ein oder andere Träne lief meine Wange runter. Vielleicht kennen das einige von Euch ja, wenn Kinder auf einmal eine wahnsinns Wut entwickeln. Und es war vorher nicht so. Und warum ich das Wutmonster nenne einfach gesagt. Ihre Wut ist so groß, so monströs, das es einfach ein Wutmonster ist, das in ihr schlummert was da raus will.
Nun es gibt ja so viele Möglichkeiten. Wenn man denn im Internet nachliest. Ich möchte Euch auch am Ende des Posts ein paar nützliche Links mit zur Hand gehen. Links wie man am besten damit umgehen kann.
Ich war einige Zeit am überlegen wie ich da am besten reagieren sollte. Ich schickte sie auf ihr Zimmer, und lies sie alleine. Das war ein schwerer Fehler, denn sie hatte in dem Moment schwere Verlustängste was alles nur noch schlimmer machte. Ich nahm ihr die Sachen weg, mit denen sie zuhauen wollte. Das setzte ebenfalls Verlustängste frei, und sie konnte in dem Moment nicht verstehen warum ich das tat. Ich sagte ihr, wenn sie nicht aufhört, gehen wir runter zu den Nachbarn, damit die wissen warum sie so schreit, und die mitbekommen das sie mich haut und nicht umgekehrt. Nun, alles machte ich einmal. Und ich habe schnell gemerkt das diese Reaktion von mir, gelinde gesagt, Scheiße war und ist. Was ich immer machte war, ihre Hände fest zu halten und ihr zu sagen das es nicht okay mir weh zu tun. Das mir das weh tut. Und natürlich Nein zu sagen. Es half aber alles nicht mehr. Also, musste ich einen Masterplan haben. Ich überlegte mir, was sie vielleicht am meisten brauchen kann in dem Moment. Was ich mir von meinen Eltern gewünscht hätte. Ja, ich weiß verrückt. Aber ich kam zu vielen Erkenntnissen.
1. Sie braucht Verständnis
2. Sie darf mich nicht schlagen
3. Sie braucht ein Ventil für ihre Wut
4. Sie braucht jemand der ihr zeigt wie es geht seine Wut rauszulassen. Und das ohne Wertung
Ja, das sind die Punkte im groben. Und versteht mich nicht falsch. Ich finde es überhaupt nicht witzig oder toll, wenn sie mich verhaut. Aber seien wir mal ganz ehrlich, wenn Kinder nicht lernen ihre Wut konstruktiv zu lenken, wie sollen Kinder das tun, wenn sie Erwachsen sind??? Will man einen Roboter der die Wut runterschluckt und sich anpasst? Und vielleicht irgendwann platzt? Oder will man ein Kind was lernen kann seine Gefühle rauszulassen und sich nicht verbiegen muss?
Ich nehme das Kind was lernt. Ich nehme das Kind was sich nicht verbiegen muss. Sie muss mir nicht gefallen in dem Moment. Aber dafür bin ich da, um ihr zu zeigen wie es geht.
Wir waren am überlegen, zusammen, woran sie am besten ihre Wut rauslassen kann. Wir dachten an einen Boxsack. Aber den fand sie doof. Einen Schrei-Eimer zum Wut reinschreien fand sie auch doof. Dann kamen wir auf die Idee mit dem Wutkissen. Und jetzt zeige ich Euch wie das geht:
Ihr braucht dazu ein Kissen in der Größe 80 mal 80. Es sollte schön flauschig und fluffig sein. Unsers hat knappe 10 gekostet.
Einen hellen Kissenbezug in der gleichen Größe, also 80 mal 80.
Ihr braucht Stoffmalstifte und eine Schere. Mit der Schere schneidet ihr ein großes Pappstück von einem Karton ab.
Das große Stück Pappe steckt in das Kissen rein. Denn manchmal färbt die Farbe ab, und geht dann auf die andere Seite. Und das wollen wir ja nicht 🙂
Ihr spannt den Kissenbezug um die Pappe herum, und legt die Enden unten drunter. Danach geht es los mit malen und gestalten. Meine Tochter konnte es so machen wie sie wollte. Es sollte ihres sein. So wie sie es schön findet. Immerhin soll sie ja drauf hauen!
Danach bügelt ihr das Kissen um die Farbe zu fixieren. Damit ihr es waschen könnt, wenn nötig.
So sieht es fertig aus 😀 Ist uns sehr gut gelungen 😀
Dann geht es ans lernen. Jedes Mal wenn sie sauer oder wütend oder auch nur das Bedürfnis verspürt drauf zu hauen, gehen wir hin. Sie setzt sich davor, und schlägt drauf ein ohne Ende. Sie möchte das ich mitmache, was ich tue. Wir hauen also das Wutkissen und sagen gleichzeitig was uns sauer oder wütend macht. Das ist eine gute Idee. Manchmal sitzen wir 20 Minuten davor, und hauen auf das Wutkissen ein. Bis sie ganz erschöpft ist. Und ja, es gibt schon erste Erfolge. Sie geht auch schon von alleine hin, haut drauf oder schmeisst es durch die Gegend. Sie fängt an zu verbalisieren was sie wütend macht. Und seit dem kommt es immer seltener vor, das sie auf mich einschlägt. Nein, der Spuk ist noch nicht vorbei. Es wird bestimmt noch etwas dauern. Aber ich bin guter Dinge, weil wir schon so tolle Erfolge hatten.
Ich möchte es nämlich gar nicht so weit kommen lassen, das wir irgendwann in einen Teufelskreis festhängen. Wenn ihr versteht was ich meine. Und nein ich glaube nicht das sie ein schlagender Tyrann wird, weil ich sie nicht alleine auf ihr Zimmer schicke. Ich glaube sie wird später mal ein junger Erwachsener Mensch der genau weiß was er darf und was nicht. Ein Mensch der mit seinen Gefühlen umgehen kann.
Hier die versprochenen Links:
Im allgemeinen kann man aber immer sagen, das irgendwas mit dem Kind ist. Manchmal ist es überfordert, gereizt, nicht verstanden, müde, Nebenwirkungen, will seinen Willen durchsetzen oder oder oder. Meine Tochter hat sowas vorher nie so gemacht. Sie schlägt auch niemand anderes. Auch keine Kinder. Sie ist sonst super lieb und hilfsbereit. Und selber in den Momenten verzweifelt. Sie weiß das es nicht gut ist. Und wir arbeiten da zusammen dran. Und ich bin mir sicher, das wir auch diese Phase heile überstehen werden 🙂
Susi meint
Hallöchen 🙂
Ich stecke gerade in einer ähnlichen Situation und werde mal meinen Sohn fragen, was er von einem Wutkissen hält. Ich finde die Idee echt prima! Wie habt ihr das denn gemacht, wenn ihr unterwegs wart? Bei den Großeltern oder bei Freunden? Oder kam es bei euch nie zu so einer Situation?
Liebe Grüße,
Susi