Dieser Blogpost ist für mich persönlich sehr emotional. Ich war auch lange am überlegen, ob ich überhaupt einmal etwas zu dem Thema schreiben möchte, da es mich perönlich betrifft. Aber ja. Ich habe mich dazu entschieden nicht mehr zu schweigen. Und ich weiß, dass ich lange daran schreiben werde. Nicht weil ich keine Zeit dazu hätte, nein, um die Worte dessen zu finden was Mobbing in einem Menschen auslösen kann. Und was ich erlebt habe.
Alles fing an als ich ein kleines Mädchen war. Ich war anders. Ich war das jüngste von drei Kindern. Meine Geschwister sind weitaus älter als ich. Aber das ist nicht schlimm. Es began schon im Kindergarten. Es gab Tage an denen wollte ich gar nicht in den Kindergarten. Die Kinder waren gemein zu mir. Manche nannten mich schon zu der Zeit Bohnenstange oder Spaghetti. Ja, ich war dünn. Na und? Aber manchmal ist das so. So sagte man. Manchmal ärgern Kinder andere Kinder ohne darüber nachzudenken. Ja, das merkte ich. Viele Kinder wollten gar nicht mit mir spielen. Dabei tat ich nichts schlimmes. Also, war ich Abseits. Abseits von „Vielleicht Irgendwannmal Freunden“ Aber es gab auch gute Tage. Ja, manchmal spielte man mit mir. Eine Erzieherin sagte damals zu mir, die Kinder wollten nicht mir spielen, weil ich laut war. Weil ich weinte. Aber selbst wenn ich es nicht tat, wurde ich geärgert. Und es wurde nicht mit mir gespielt. Nun ja, es konnte ja nur besser werden. Die Grundschulzeit begann.
Ob es besser wurde? Nein. Die meisten Kinder aus dem Kindergarten gingen ja auf die gleiche Schule wie ich. Von daher „kannte“ man sich ja schon. Und dann passierte es. Ich wurde krank. Sehr krank. Ich war ungefähr 7 oder 8 Jahre alt, da ging es los. Ich war ständig erkältet, bekam hohes Fieber. Der Arzt stellte fest, dass was mit meinem Blut nicht stimmt. Ich musste immer wieder zum Arzt zum Blut abnehmen, war oft, sehr oft im Krankenhaus. War zur Kur, und bekam dementsprechend eine „Sonderbehandlung“ in der Schule. Sonderbehandlung hört sich irgendwie blöd an. Aber so war es. Ich durfte Arbeiten nachschreiben, Hausaufgaben anders abgeben und hatte Extra – Würste. Das schürte natürlich den Hass meiner Mitschüler. Wobei ich dafür nix konnte. Leider sahen es meine Mitschüler anders. Einmal stellten sich die Mitschüler um mich herum um mich zu verprügeln. Ich war 9 Jahre alt. Ich hatte Angst. Sehr große angst. Sie schlugen auf mich ein. Ich nahm ein Metallauto und schlug es auf irgendeinen Kinderkopf. Ich wollte das sie aufhören. Sie hörten auf. Der Junge hat geblutet. Es tat mir so leid. Ich lief weinend raus. Meine Mutter kam und musste mich abholen. Aber anstatt Verständnis zu bekommen, bekam ich Vorwürfe, warum ich das mit dem Auto getan hatte. Das ich im Gesicht geblutet habe von den Schlägen, hat niemanden interessiert. So ging es, bis es auf die nächste Schule ging. Aber da muss es doch besser geworden sein, oder?
Nun, wie sage ich es jetzt? Nein. Es war außerhalb unseres Ortes. Aber auch dort waren Ex – Mitschüler. Es wiederholte sich. Ich musste mit dem Bus fahren. An manchen Tagen bewarf man mich mit Schlamm, an manchen Tagen schubste man mich im Bus rum, so dass ich hinfiel. Oft wurde ich beschimpft, ich wäre hässlich. Aus mir gucken Knochen raus. Ich wäre so hässlich, dass sogar meine Mutter mich nicht lieben würde.
An manchen Tagen war alles gut. In der Hölle ist ja auch nicht jeden Tag Grillfest, oder?
Ein neuer Schulwechsel stand an. Die Busfahrt hat mein Körper nicht verkraftet. Also auf die Schule im Ort. Aber da waren viele von den Ex – Mitschülern. Viele. Und es ging weiter, weiter und weiter. Ich war immer noch dünn. Sehr dünn. Ja, ich wollte auch nix mehr essen. Wozu auch? In so einer Welt exestieren? Nein danke.
Ich musste eine Zeit von zu Hause ausziehen. Und ging in einen ganz anderen Ort. Dort kannte mich niemand. Es war besser. Nicht toll, aber besser. Mein selbstwertgefühl war im Arsch. Total. Mir fiel es schwer. Sehr schwer. Ich hatte Angst. Aber da passierte etwas in mir. Ich freundete mich mit anderen Aussenseitern an 🙂 Ich war plötzlich nicht mehr alleine 🙂 Ein tolles Gefühl 🙂 Doch dann………….. ja dann musste ich wieder nach Hause 🙁 und wieder auf die Schule zurück. Aber hey, ich musste ein Jahr wiederholen 🙂 Das ist doch gut 🙂 Oder????
(Foto : ©Pro Juventute)
Nein, war es nicht. Andere sind auch sitzengeblieben. Und dann stand ich da. Wieder dahin. Ich kam in die Klasse in der ich meinen Abschluss machen sollte. Meinen Schulabschluss. Es ging in die 7 Klasse. Gut dachte ich, ich krieg das schon hin. Irgendwie. Aber es war schlimmer als zuvor. Ich wurde gehänselt, beschimpft, ausgelacht und gedemütigt. Nein, nicht jeden Tag. Wie gesagt, in der Hölle grillt man nicht jeden Tag. Aber es passierte noch etwas anderes. Ich fand die besten Freunde des Lebens 🙂 Sollten sie diesen Text lesen, wissen sie wen ich meine 🙂 Es entstand eine innige Freundschaft 🙂
Es war auf dieser Schule an manchen Tagen so schlimm für mich, dass ich am liebsten gestorben wäre. Denn es waren nicht nur Schulprobleme die mir das Leben schwer machten, sondern auch Familiäre Probleme. An manchen Tagen ritze ich mir die Haut auf, um etwas von mir zu spüren, denn jemand der innerlich fast Tot ist, möchte etwas spüren. Ich trug ein Verband. Niemand fragte was los ist jeder lachte, weil ich so ein „Idiot“ war und wahrscheinlich wieder vor die Tür gelaufen ist. Ich war dünn, ja. Aber warum? Niemand fragte. Fast jeder lachte mich dafür aus. Sie beschimpften mich, und lachten mich aus. Aber das ich einfach nicht mehr essen wollte, damit alles irgendwann mal ein Ende hat………….. darauf kam keiner. Es passierte so unglaublich viel 🙁
Die Schulzeit war für mich die schlimmste Zeit in meinen ganzen Leben. Ja, ich habe meinen Abschluss gemacht, und aus mir ist auch etwas geworden. Aber was ist aus mir geworden?
Lange lange Jahre, dachte ich wäre nichts wert. Niemand auf der Welt mag mich oder interessiert sich auch nur annähernd für mich. Jede Lästerei und Mobbing gab mir ein Stich ins Herz. Es gab Momente in denen ich mich weg geträumt habe. Oder ich gerne gestorben wäre. Aber ich tat es nicht. Warum?
Weil ich trotz allem weiß, wie kostbar das Leben ist. Und es ist es nicht wert zu gehen. Ich hege auch keine Groll mehr. Nein. Denn das würde mich zerfressen. So wie früher. Ich erhielt vor einiger Zeit eine Einladung zum Klassentreffen. Ich schrieb einen offenen Brief. Leider bekam ich darauf nicht wirklich eine Reaktion von den „Mobbern“. Was aber auch gar nicht schlimm ist. Es verletzt mich nicht mehr.
Heute bin ich stark. Heute verletzt es mich nicht mehr. Heute bin ich Selbstbewusst.
Es waren Kinder. Grausame Kinder. Kinder die getan haben was sie wollten, ohne das Erwachsene ihnen gesagt haben, was gut und richtig ist. Erwachsene wären in der Pflicht gewesen dieses zu Unterbinden. Seien es die Erzieher im Kindergarten, die Lehrer in den Schulen und die Eltern dieser Kinder. Meine Eltern hätten mich unterstützen und stark machen müssen. Ich als Kind hätte lernen müssen, mich zu wehren. Kinder können solche Dinge nicht von alleine lernen. Wir Erwachsenen müssen dafür sorgen, dass aus unseren Kindern Vernünftige, Rücksichtsvolle und Respektvolle Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden. Das ist eine von unseren Aufgaben. Und wenn ich dann sehe, dass mein Kind im Kindergarten ebenfalls geärgert wird, dann leuten bei mir die Alarmglocken. Es ist meine Aufgabe, mein Kind stark zu machen. Mein Kind zu einem Kind zu erziehen, was Rücksichtsvoll ist und sich wehren kann. Was für sich und andere einstehen kann.
Heutzutage ist Mobbing nicht nur im Kindergarten vertreten, oder in der Schule. Nein. Es gibt noch andere Arten von Mobbing. Auch im Internet wird gemobbt was das Zeug hält. Es werden Menschen schlecht gemacht, beschimpft und gedemütigt. Es werden Gerüchte in die Welt gesetzt um die Betroffenen klein zu halten. Nicht zu vergessen das Mobbing auf dem Arbeitsplatz. Es hat sich viel verändert in den letzten Jahren. Erschreckend viel. Und es beschämt mich, wenn ich sehe was aus manchen Menschen geworden ist. Und vor allem wie sich manche Menschen benehmen. Vielen fehlt es an Empathie, Mitgefühl und den ganz einfachen Respekt. Respekt vor dem Leben. Vor einem Menschen. Ob ich ihn kenne oder nicht. Man kann Menschen mit Respekt und Achtung gegenübertreten. Selbst Menschen die ich nicht leiden kann, beschimpfe ich nicht wenn ich sie sehe. Den kann man wortlos aus dem Wege gehen.
Wenn jetzt eine gute Fee kommen würde, und mir sagen würde ich hätte drei Wünsche frei, dann würde ich sagen:
„Liebe Fee, danke für die drei Wünsche. Einen Wunsch möchte ich schonmal einlösen. Ich wünsche mir, dass Du den Menschen zeigst wie man gut miteinander umgeht. Wie man sich gut und respektvoll behandelt. Ich wünsche mir, dass Du den Menschen die sich nicht trauen aufzustehen, die Kraft und den Mut gibst eben dieses zu tun. Das sie stark sind, und die Worte sie nicht mehr treffen können. Ich wünsche mir, dass Du den Menschen die mobben, die Liebe gibst die sie anscheinend brauchen. Das sie sich woanders bestätigung holen können.“
In diesem Sinne wünsche ich mir von Euch da draußen: Seid RESPETKVOLL zueinander. Setzt Euch für Mobbingopfer ein. Nicht jeder übersteht das so. Nicht jeder wird stark. Es gibt genug Menschen die sich wegen Mobbing etwas angetan haben. Macht Eure Kinder stark damit ihnen das nicht passieren kann. Seid für Eure Kinder da, und nehmt sie ernst. Wenn Ihr Eltern von Mobbern seid, klärt sie auf. Sagt Euren Kids, was sie damit anrichten können. Fragt sie ob sie es selber toll finden würden.
Ich danke Euch von Herzen für das lesen. Es lag mir lange auf dem Herzen, und jetzt bin ich froh das es raus ist 🙂
Eure Anni
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