Ja, ich bin stolz auf mich. Sehr sogar. Meine Gefühle dazu kann ich gar nicht richtig beschreiben. Ich habe über 20 Jahre lang geraucht. Und nun seit über 2 Monaten nicht mehr.
Versteht mich nicht falsch. Als ich erfahren habe, dass ich mit M.J. Schwanger bin, habe ich von heute auf morgen aufgehört. Das war super einfach. Ich wusste ja wofür. Und durch Dummheit wieder angefangen als M.J. 4 Monate alt war.
Wie ist das eigentlich alles gekommen?
Ich habe angefangen zu rauchen als ich ca. 14 Jahre alt war. Es war eine schwere Zeit damals für mich. Sehr schwer. Meine Eltern trennten sich grade, ich bekam für alles die Schuld…… Wie das halt alles manchmal so ist. Zu der Zeit wohnte ich auch nicht zu Hause. Es war besser so, glaubt mir. Insgesamt die besten 10 Monate meiner Kindheit und Jugend 🙂 Danach ging es wieder zurück zu meiner Mutter. Aber darum geht es jetzt ja gar nicht.
Ich lernte Freunde kennen. Leider die falschen. Die Freunde hielten sich alle für Cool, schwänzten die Schule und rauchten. Ja, meine Güte war das cool 🙁 Eines Tages war es dann soweit. Mir wurden diese Glimmstengel angeboten. Und da ich ja weiter dazu gehören wollte, nahm ich eine Zigarette. Ich zündete sie an, und rauchte sie. Oh man, habe ich gekotzt. Ernsthaft. Mir ging es so schlecht 🙁 Aber egal. Es musste weiter gehen. Nach ein paar Wochen machte mir dieser ekelhafte Geschmack nichts mehr aus, und alles war gut. Und seien wir mal ehrlich. Eine Zigarette schmeckt nicht wie ein leckeres Gummibärchen oder leckere Schokolade. Ich rauchte heimlich in der Schule, überall.
Nach 10 Monaten zog ich wieder bei meiner Mutter ein. Und irgendwie schämte ich mich vor ihr zu rauchen. Ich wollte nicht das sie mich rauchen sieht. Blöd irgendwie. Weil meine Mutter rauchte und meine Schwester auch. Also, ist es ja egal. Eigentlich. Irgendwann bekam meine Mutter es raus, und ich musste vor ihr rauchen. Es war mir peinlich. Sehr sogar. Aber auch das war egal, denn ich war schon voll im Rauchen-Modus drin.
Somit rauchte und rauchte und rauchte ich. Jahr für Jahr, Monat für Monat, Tag für Tag, Stunde für Stunde.
Als ich Schwanger wurde hörte ich sofort auf. Denn ich wollte nicht das M.J. irgendeinen Schaden davon behält. Ich wollte daran nicht Schuld sein. Mein Mann rauchte in der Zeit weiter. Aber nicht mehr vor mir. Auch nicht mehr in geschlossenen Räumen etc. Das war gut. Das witzige war aber, das es mich nicht störte von heute auf morgen aufzuhören. Wieso auch? Ich hatte ja eine Mission. Meinem Kind nicht schaden.
Als sie 4 Monate alt war, fing ich wieder an. Ich war schon immmer ein Mensch der viel rauchte, wenn er Streß hatte. Und zu der Zeit hatte ich enormen Streß. Leider. Ich griff also wieder zum Glimmstengel. Jedoch nie vor ihr in der Wohnung. Das gehört sich einfach nicht. Meine Eltern taten es, und ich fand es widerlich.
So vergingen wieder Jahre um Jahre, Monate um Monate, Wochen um Wochen, Tage um Tage.
Als ich mich von meinem Mann getrennt habe und ich mit M.J. nach Itzehoe gezogen bin, habe ich eine Wohnung mit Balkon gefunden. Dorthin verkrümelte ich mich dann zum rauchen.
Im übrigen die Sache mit meinem Mann läuft wieder besser. Wir wollen nochmal einen Versuch starten. Jedoch werden wir nie wieder zusammen wohnen wollen. Das ist einfach besser für uns alle. Wir wollen schauen das wir näher aneinander wohnen werden. Somit bin ich weiter alleinerziehend. Was ich persönlich überhaupt nicht schlimm, oder gar zu sehr belastend finde. Im Gegenteil. Überwiegend sehr entspannend sogar. Warum? Das erzähle ich Euch gerne mal in einem anderen Post.
Ich habe egal welches Wetter war, meiner Sucht gefröhnt. Regen, Schnee, Hagel, Wind oder Sturm. Hauptsache mal 5 Minuten eine rauchen.
Anfang des Jahres war ich es verdammt noch mal leid. Ich rechnete mir aus, was ich all die Jahre dafür ausgegeben habe, und nahm mir vor, dieses Jahr mit dem Rauchen aufzuhören. Das war aber schwerer als gedacht. Ich merkte der Wille reicht da grade nicht. Und Schwanger war ich auch nicht. Was vieles wohl erleichtert hätte. Aber es sollte halt nicht sein. Ich startete mehrere Versuche. Nichts wollte klappen. Über Pfingsten war schlimm.
M.J. sagte zu mir:
„Mama, Du schaffst das! Ich glaub an Dich. Der nächste Versuch klappt!“
Ich war so gerührt von ihr, dass ich in Tränen ausbrach und ihr das Versprechen gab, dass ich dieses Jahr nicht mehr rauchen würde.
Ich setzte mir also ein Datum. Es sollt der 30.06.2015 sein. Ich rauchte am 29.06.2015 und verabschiedete mich von meiner letzten Zigarette:
„Pass auf. Wir zwei passen einfach nicht mehr zusammen. Ich danke Dir für die Jahre in denen Du mich beruhigt hast. Ich danke Dir das Du da warst wo ich Dich brauchte. Aber jetzt passen wir nicht mehr zusammen. Du kostest mich Geld. Du kostest mich meine Gesundheit und meine Zeit. Ich mache Schluß mit Dir!“
Ich drückte sie aus, und ging dann wieder in die Wohnung und dann ins Bett.
Ich machte einen kalten Entzug. Ohne Nikotinersatzpräparate oder Medikamente. Denn das kostete ja auch alles Geld und würde mir gar keinen Nutzen bringen. Und meine Krankenkasse hätter mir keine Sachen bezahlt. Also, Augen zu und durch 🙂
Ich sage Euch, es war verdammt hart. So hart das ich nach zwei Wochen dachte ich schaffe es nicht mehr.
Ich kaufte Tabak und Blättchen. Ich rauchte 4 Zigaretten. Es schmeckte nicht mehr. Mir wurde schwindelig. Ich bekam wahnsinnige Kopfschmerzen, mein Herz raste. Mir wurde schlecht. Ich habe die halbe Nacht gebrochen. Ich habe seitdem Übelkeitsgefühle wenn ich nur eine Zigarette rieche oder daran denke zu rauchen.
Es waren harte Wochen. Ich kämpfte mit mir. Ich kämpfte mit Entzugerscheinungen. Aber ich habe gewonnen 🙂 Ich bin die Siegerin 🙂 Ich habe M.J. und mir alle 2 Wochen ein kleines Geschenk gemacht. M.J. deswegen weil sie mich ertragen hat, und mir weil ich mich ertragen habe. Ich bin so irre stolz auf mich. Ich denke das jeder es schaffen es kann. Man muss sich Ziele setzen und darf sich, auch wenn etwas scheitert, nicht fertig machen. Ich habe ca. 5 Anläufe gebraucht um es zu schaffen. Aber es lohnt sich absolut.
Es gibt viele Wege die nach Rom führen. Ja klar hätte ich Medikamente oder Nikotinersatzpräparate nehmen können. Aber dafür war ich einfach zu geizig. Ich hatte auch versucht zu reduzieren. Aber das hat mich zu sehr gequält. Jeder muss seinen Weg finden. Und ich bin auch keine militante Nichtraucherin geworden. Wenn jemand rauchen möchte, soll er das machen. Aber bitte nicht in meiner oder M.J. Gegenwart. Mein Mann muss nun, immer wenn er uns besucht, nach unten gehen. Und das ist gut so. Jeder soll so machen wie er denkt. Es sei denn er gefährdet andere. Rauchen im Auto geht gar nicht. Vor allem wenn Kinder mit drin sind.
Für mich war es der harte Weg, der mich durch den kalten Entzug führte. Rückblickend kann ich aber auch sagen: Ich habe es mir wesentlich schlimmer vorgestellt.
Und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung ob ich nun mein Leben lang nicht mehr rauchen werde, aber ich gebe mein bestes 🙂
Macht Euch da draußen nicht verrückt. Wer aufhören will, schafft es auch. Findet Euren Weg :-*
eure Anni
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