Ihr Lieben,
ich möchte mit Euch über was sprechen, was manchmal sehr belastend ist. Es geht ums Leben, Sterben und den Tod. Als meine Tochter 3 Jahre alt war fing es an, das sie mir fragen darüber stellte.
Was ist sterben?
Warum stirbt man?
Wo geht man denn hin?
Gibt es auf der Wolke Erdbeeren?
Und noch viel mehr.
Ich bin kein sehr gläubiger Mensch. Ich glaube das es etwas gibt. Einen Gott vielleicht. Egal wie dieser heißen mag. Ich gehe nicht in eine Kirche, weil ich mich dort unwohl fühle. Klar gibt es Menschen die eine Kirche brauchen und auch Menschen die nicht an Gott oder dergleichen glauben. Ich will jetzt keine Religionsdiskussion vom Zaun brechen. Jeder sollte so leben wie er es für richtig hält.
Ich möchte Euch gerne erzählen wie ich auf die Fragen meiner Tochter antworte und wie ich darauf reagiere.
Ich persönlich habe sehr viele Erfahrungen mit dem Tod und sterben sammeln müssen. Persönlich und Beruflich. Und ich habe eines gelernt. Man darf das Thema nicht umgehen. Man muss drauf eingehen. Auch wenn das Thema mehr als schwer ist. Vor allem wenn Fragen kommen:
Mama, wann stirbst Du?
Wo komme ich dann hin?
Bist Du für immer Tot?
Diese Fragen zeigen uns, wie sterblich wir sind. Alles was lebt, stirbt eines Tages. Wir können nichts daran ändern. Das einzige was wir tun können ist, damit umgehen lernen.
Als meine Tochter mich fragte wo man hinkommt, habe ich ihr gesagt, dass man auf eine Wolke kommt und ein Schutzengel wird. Sie fragte mich was das ist. Ich sagte ihr das ein Schutzengel ein Engel ist der auf einen aufpasst so gut er kann. Sie wollte wissen ob ich dann ihr Schutzengel bin. Ich sagte ihr, wenn sie das will bin ich das gerne. Sehr gerne sogar. Sie wollte wissen ob sie dann auch ein Schutzengel ist, wenn sie stirbt. Ich sagte: Ganz bestimmt mein Schatz. Ihre Augen fingen zu leuchten an. Sie freute das. Sie wollte wissen wie das ist, wenn man denn gestorben ist. Ob es weh tut zu sterben. Das sind Dinge die ich nicht beantworten kann. Ich bin bisher noch nicht gestorben. Ich sagte ihr offen und ehrlich das ich das nicht weiß, weil ich noch nie gestorben bin. Aber was ich ihr sagen konnte war, dass man dann nicht mehr kuscheln kann. Und das man seinen Schutzengel nicht mehr sehen kann. Aber manchmal kann man ihn fühlen. Sie wollte wissen ob man auf einer Wolke im Himmel denn auch Schaukeln kann, ob man dort Erdbeeren essen kann, ob es dort eine Toilette gibt…… Ich fragte sie wie sie sich das ganze vorstellen würde. Und sie schmückte mir die Wolke im Himmel sehr aus 🙂 Es war schön zu hören 🙂 Sie wollte wissen ob Blumen und Tiere auch sterben. Ob Babys und Kinder sterben. Sie wollte wissen was passiert wenn jemand gestorben ist. Ich erklärte ihr das es eine Beerdigung gibt. Die meisten Menschen werden in einen Sarg gelegt wo ein Kissen drin ist, und eine warme Decke (darauf sagte sie gleich, damit die Menschen nicht frieren). Das dann ein Loch auf einen Friedhof gegraben wird. Dann treffen sich ganz viele Leute und bringen Blumen mit. Die meisten Menschen weinen dann, weil sie nicht mehr mit dem gestorbenen kuscheln können (sie meinte man müsse dann nicht traurig sein, weil man dann im Himmel Erdbeeren essen kann). Dann steht vorne jemand bei dem Sarg und erzählt etwas über den gestorbenen. Dann gehen alle zum Loch auf dem Friedhof. Dann wird der Sarg herrab gelassen, und alle schmeißen Blumen, Teddys oder so und natürlich Erde rein. Und dann geht man wieder. Meistens trifft man sich dann in einem Cafe und isst und trinkt noch etwas zusammen.
Meine Tochter fragte viel. Sehr viel. Bis es zu dem Tag kam, wo sie nicht mehr wissen wollte was passiert, sondern Taten sprechen lies. Ich hatte ihr Blumen (u. a. eine Narzisse) geplückt. Diese waren dann verwelkt, also gestorben. Nun, sie wusste wenn etwas gestorben ist, beerdigt man es. Sie tat für sich das einzig sinnvolle. Sie beerdigte die Blumen:
Wie Ihr sehen könnt kamen auch Blumen auf das Grab für die Blumen. Bei mir in der Familie wurde beim Tod eines Menschen geschwiegen. Als mein Opa starb sagte ich zu meiner Oma:
Oma, jetzt kann der Opa mit Deiner Mama Skat spielen!
Ich meinte das nicht böse. Ich war ein Kind. Ich war grade mal sieben oder acht. Ich wusste nicht was es bedeutet. Meine Oma verstand was ich damit meinte. Meine Eltern straften mich mit bösen Blicken, und sagten das ich sowas nicht zu sagen habe.
Ich hatte mal Vögel. Als die gestorben sind wurden sie beerdigt. In einem Holzkasten. Auf das Grad kamen Tausendschön. Die Fische von meinem Bruder wurden überwiegend die Toilette runter gespült. Der Tod meiner Oma wurde mir ein paar Tage verschwiegen, weil es angeblich besser ist.
Ihr seht, es gibt verschiedene Situationen im Leben. Und ich denke es ist falsch das Thema Tod und sterben aus dem Leben zu verbannen. Es gehört dazu. Man muss lernen seinem Kind offen auf alle seine Fragen zu antworten. Auch in dem Bewusstsein das man selbst sterben kann. Oder das Kind. Oder ein geliebter Mensch.
Niemand kann mit dem Schmerz einfach so umgehen. Ein Kind zu verlieren ist schlimm. Ein Elternteil zu verlieren ist schlimm. Ein Bruder/Schwester zu verlieren ist schlimm. Überhaupt einen geliebten Menschen zu verlieren ist Schlimm und kann einem ein Loch ins Herz reißen.
Hier ein paar nützliche Links:
Trauerbewältigung
Trauerbegleiter
Trauer
Ich konnte mit den persönlichen Verlusten nur so umgehen, dass ich einfach denke das es Schutzengel sind. Ich habe mir in meiner Wohnung etwas eingrichtet wo ich trauern kann, wenn ich es möchte und wann es mir gut tut. Jeder Mensch braucht seine Zeit um damit umgehen zu können. Und meiner Tochter erzähle ich manchmal von diesen besonderen Menschen, so leben sie auch weiter 🙂
Wie geht Ihr mit dem Thema Sterben und Tod um? Wie erklärt Ihr es Euren Kindern? Wie geht Ihr mit dem Verlust eines geliebten Menschen um?
Ich wünsche Euch alles liebe
Eure Anni
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